Wietze
Der Ortsname entwickelte sich aus dem Namen des Flusses, an dem die Siedlung gelegen war. Dieser Fluss wurde in alter Zeit „wizene“, das bedeutet Bergulmenfluss, genannt.
In Chroniken taucht 1220 der Ortsname „witsene“ auf, 1381 „to der wysene“, 1438 „tor witzen molen“ und weitere 150 Jahre später nur noch „witzen molen“. Erst im Jahr 1667 wird erstmalig der Name Wietze selbständig genannt. Rund 50 Jahre vor der ersten Nennung Wietzes erwähnt das Lehnsregister des Bischofs zu Minden den Ort „Steinförde“. Vermutlich ist er aus der Bezeichnung für die Wietzedurchfahrt am Gerichtsstein, der „Steinfuhrt“, entstanden. Die beiden ehemals selbständigen Orte Wietze und Steinförde wurden am 17. Oktober 1928 zu dem Ort „Wietze“ zusammengelegt.
Die Entwicklung des Ortes Wietze hing entscheidend vom Salz und vom Erdöl ab. Schon im Jahr 1013 war in einer Grenzbeschreibung von „Heidebrunnen“ die Rede gewesen. Teilweise trat das Erdöl – Wietzer Teer oder Satanspech genannt – von selbst zu Tage und wurde von den Bauern als Wagenschmiere, Heilmittel für Tier und Mensch, Wundenschutz bei Obstbäumen, Imprägniermittel für Holz (Fässer und Schiffe) und auch für die Wegebefestigung verwendet.
Im Jahr 1858 kurz vor dem ersten Ölfund in Pennsylvanien, USA, durch Colonell Drake, brachte Professor Hunäus die erste Bohrung in Wietze nieder. Sie war auf Braunkohle angesetzt, weil man damals glaubte, dass die seit dem Mittelalter bekannten Wietzer Teerkuhlen auch auf tiefere Braunkohlen deuteten. Anstatt Braunkohle anzutreffen, trat durch das Bohrloch Erdöl zu Tage. Damit fand die erste Erdölbohrung der Welt in Wietze statt. An diese Bohrung erinnert eine Gedenkstätte am Originalort an der „Industriestraße“.
In den folgenden Jahren wurde die Bohrtätigkeit intensiviert und steigerte sich zeitweilig zum Ölfieber. Bisweilen beteiligten sich bis zu 52 Gesellschaften an der Erdölsuche.